Einzigartiges Flair…
Schloss Beilstein thront beeindruckend auf halber Höhe unter der Burg Hohenbeilstein. Der Fachwerk-Erker und das Türmchen mit Glocke und Wetterfahne grüßen freundlich ins Städtchen hinab.
Wer sich einladen lässt und durch den Torbogen tritt, dem öffnet sich ein fast mittelalterlicher Innenhof: Ein Arkadengang, noch ein märchenhaftes Türmchen, Fenster mit Butzenglas-Scheiben. Und der Blick schweift weit übers Bottwartal und seine Hügel.
Auch im Gebäude kommt man sich bisweilen vor wie in einer anderen Zeit: Gespeist wird in einem Rittersaal mit dicken steinernen Säulen. Der Tagungsraum hat eine stuckverzierte Decke. An den schweren Holztüren finden sich kunstvoll geschmiedete uralte Schlösser. Man sitzt auf hohen Sesseln. An den Wänden hängen Gemälde. Überall Holzvertäfelung. Durch die Fenster strahlt die Sonne.
In diesem einmaligen Ambiente lässt es sich ungeniert leben und genießen. Und es lässt sich gut darin arbeiten und tagen. Generationen von Mitarbeitenden im Kindergottesdienst haben im Haus der Kinderkirche fürs Leben prägende Tage verbracht. Gruppen aus Kirchengemeinden haben hier intensiv gearbeitet oder einfach eine coole Zeit verbracht. Und manches rauschende Fest fand hier einen äußerst würdigen Rahmen.
… mit besonderer Geschichte
Ursprünglich stand hier ein Amtshof. Bei einem Einfall der Franzosen 1693 wurde er wie ganz Beilstein ein Raub der Flammen.
Der Textilunternehmer Robert Vollmöller (1849 im benachbarten Ilsfeld geboren) kaufte um 1900 nach und nach den ganzen Schlossberg auf. Die Ruine der Burg ließ er wieder erbauen. Und an der Stelle des alten Amtshofs entstand eine Villa im Stil eines Renaissance-Schlösschens. Sie wurde mit alten Möbeln, Teppichen und Bildern ausgestattet und diente Kommerzienrat Vollmöller und seiner Familie als Wochenend- und Ferienhaus.
Robert Vollmöller produzierte mit seinen Fabriken in Vaihingen auf den Fildern und anderswo Wollunterwäsche und Trikotwaren. Er beschäftigte über 2.000 Arbeiterinnen und Arbeiter und wird als sozialer Unternehmer in einem Atemzug mit Robert Bosch genannt.
Eine Tochter des Hauses, Mathilde Vollmöller, lebte seit 1906 in Paris. Dort heiratete sie den Maler Hans Purrmann, den sie wohl in der Académie Matisse kennengelernt hatte. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs mussten die beiden Paris verlassen und lebten einige Monate in Beilstein. Dort widmete sich Mathilde der Familie und der Arbeit in den Weinbergen, während ihr Mann seine Karriere als Künstler weiterverfolgte. Auch Mathilde Vollmöller war eine herausragende Malerin.
Die Villa blieb nach Vollmöllers Tod noch längere Zeit im Besitz seiner Nachkommen und wurde zuletzt von seiner Tochter Elisabeth Wittenstein bewohnt. 1959 erwarb der Württembergische Evangelische Landesverband für Kindergottesdienst e.V. das Gebäude von ihrem in die USA ausgewanderte Sohn Jürgen Wittenstein. Es wurde zu einer Tagungsstätte umgebaut und 1961 als Tagungsstätte Haus der Kinderkirche wiedereröffnet.